Aktuell

Ein Eis sorgt für weniger Übelkeit

Rund um den OP in der Blaubeurer Klinik gibt es viel zu entdecken.

Im Saal 1 wird einem Patienten eine neue Hüfte eingesetzt. Direkt daneben findet im Saal 2 ein Kaiserschnitt statt. Im dritten OP-Saal wird einer Patientin endoskopisch - also in der so genannten Schlüssellochtechnik - ein Stück des Enddarms entfernt. Viele Berufsgruppen arbeiten eng zusammen - Professionalität, Routine und Kontrolle sind die drei Faktoren, die für Sicherheit und runde Abläufe sorgen.
 
Rund eine Woche vorher steht der OP-Plan, abgesehen von Notfällen wissen die Mitarbeiter im OP damit, mit welchen Patienten und Operationen sie es zu tun haben. Zu diesem Zeitpunkt ist auch schon bekannt, welcher OP-Tisch für den Eingriff benötigt wird. Denn da gibt es durchaus Unterschiede. So wird zum Beispiel für eine Gallen­operation ein harter Tisch gewählt, während man bei einer OP über mehrere Stunden eher zu einem weicheren Modell greift. Bestimmte Eingriffe erfordern einen so genannten Extensionstisch, um spezielle Lagerungen zu ermöglichen, in anderen Fällen muss eine Röntgenmatte unter den Patient gelegt werden. Auch die Operationssiebe, in denen das benötigte Instrumentarium für jeden Eingriff standardisiert zusammengestellt ist und die Einmalartikel sind bereits im Saal, bevor Patient und Operateur diesen betreten. „Hier ist Sicherheit oberstes Gebot, denn Barcodes an jedem Sieb und für jeden Mitarbeiter stellen sicher, dass der Sterilisationsprozess lückenlos dokumentiert wird und jederzeit nachvollzogen werden kann, wann wer mit welchen Mitteln dieses Sieb und die darin enthaltenen Instrumente aufbereitet hat.
 
„Die ersten Patienten jedes Saals kommen am Morgen zu einer festgelegten Zeit direkt von der Station zu uns - bei allen anderen informiert das Narkoseteam gegen Ende der vorhergehenden Operation die Station oder die Interdisziplinäre Aufnahmestation, dass der nächste Patient gebracht werden kann“ erklärt Ilona Kirchmeier, Fachpflegekraft für Anästhesie. Wenn der Hüftpatient aus Saal 1 - nennen wir ihn Erwin Huber - mit seinem Bett in den Operationsbereich gefahren wird, wird er dort von Narkoseschwester Ilona Kirchmeier empfangen. Sie fragt ihn zunächst, wer er ist, was bei ihm gemacht werden soll, schaut sich an, wo die Anzeichnungen an seinem Bein zu finden sind und lässt sich von ihm selbst erzählen, ob die rechte oder linke Hüfte operiert werden muss. Zudem fragt sie Herrn Huber, wann er das letzte Mal etwas gegessen hat und ob er Allergien hat. Nur wenn all diese Angaben mit denen im OP-Plan übereinstimmen und nichts gegen die Einleitung der Narkose spricht, beginnt die so genannte Einschleusung des Patienten.
 
Dabei wird Herr Huber vom Patientenbett auf den OP-Tisch umgelagert. Vor der Operation können dies die meisten Patienten noch alleine. Sein OP-Hemd kann er anlassen, zudem erhält er vorgewärmte Decken, die ihn im klimatisierten OP-Bereich warm halten. Das sind nur zwei der Annehmlichkeiten, mit denen das OP-Team es den Patienten in Blaubeuren besonders leicht machen möchte. Dazu trägt auch die Tatsache bei, dass bei den meisten Operationen bis zwei Stunden vor der OP getrunken werden darf. Das reduziert die Übelkeit nach dem Eingriff und senkt die Wahrscheinlichkeit von Kreislaufproblemen.
 
Schon auf seiner Station wurde Herr Huber auf die OP vorbereitet, das OP-Gebiet wurde gewaschen und rasiert und er hat Medikamente gegen die Schmerzen und zur Entspannung erhalten. Nachdem Ilona Kirchmeier die Kreislaufüberwachung gestartet, das Blutdruckmessgerät und die Messung der Sauerstoffsättigung angeschlossen hat, bekommt der Patient einen intravenösen Zugang, über den zunächst Flüssigkeit zugeführt wird. Dann wird erneut dokumentiert und überprüft, ob Patient, Saal und Eingriff richtig sind und alle Unterlagen vorhanden sind. Zu diesem Zeitpunkt kommt auch der Narkosearzt dazu. Dr. med. Markus Winter, Chefarzt der Fachabteilung Anästhesie, erklärt, was dann passiert. „Die Einleitung der eigentlichen Narkose machen Arzt und Anästhesiepflege gemeinsam - während ich für einen sicheren Atemweg sorge und dafür z.B. den Tubus in den Rachen setze, spritzt die Schwester das Medikament über den intravenösen Zugang. Das geht Hand in Hand, gerade im OP arbeiten viele Berufsgruppen eng zusammen.“
 
Sobald die Wirkung der Narkose eingesetzt hat, wird Herr Huber in den OP-Saal geschoben und dort für den Eingriff gelagert. Dies macht der Operateur, während das Team der OP-Pflege alle weiteren Vorbereitungen für den Eingriff trifft. „Das OP-Sieb wird ausgepackt, die Instrumente und Einmalartikel wie Tupfer und Kompressen bereitgelegt, auch erste Teile der OP-Dokumentation müssen noch vor Beginn der OP ausgefüllt werden. Währenddessen führt der Operateur die chirurgische Händedesinfektion durch“ erläutert Regina Trautwein, die als Fachkrankenpflegerin für OP-Pflege den OP leitet. Noch vor dem Waschen legt der Arzt bei Bedarf eine Röntgenschürze an. Sie schützen ihn vor Strahlung, sollten während des Eingriffs Röntgenkontrollen durchgeführt werden müssen. Ist dies erledigt, wäscht er mit speziellen hochwirksamen Desinfektionsmitteln drei Minuten lang Hände und Unterarme. Ab diesem Zeitpunkt darf er nichts mehr ohne sterile Handschuhe anfassen. Deshalb haben alle Türen im OP Fußschalter. Sobald der Operateur in den OP Saal kommt, helfen ihm Mitarbeiter der OP-Pflege in seinen OP-Kittel und die Handschuhe.
 
Während der OP sorgen der Operateur, der Narkosearzt, die Anästhesiepfleger und die Fachkrankenpfleger für OP-Pflege oder Operationstechnischen Assistenten gemeinsam für die Sicherheit des Patienten. Seine Atmung und sein Kreislauf werden ständig überwacht. Die Narkose wird so gesteuert, dass der Patient nichts von der Operation mitbekommt und trotzdem möglichst zeitnah zum Ende des Eingriffs erwacht. Denn er muss bereits im OP Saal erste Reaktionen zeigen, z.B. die Zunge herausstrecken oder andere kurze Anweisungen befolgen können. Daran wird er sich später nicht mehr erinnern können, aber nur dann ist er bereit für den Weg über den Aufwachraum zurück auf sein Zimmer.
 
In der Patientenschleuse wird er wieder vom OP-Tisch auf das Patientenbett umgelagert. Dieses Mal braucht er dabei mehr Unterstützung. „Mit Hilfe eines Rollboards gelingt dies aber schnell und sicher. Je nach OP-Dauer, Schwere der Vorerkrankungen und weiteren Faktoren kommt er dann entweder in den Aufwachraum, auf die Intensivstation oder in seltenen Fällen bei lokaler Betäubung auch direkt in sein Patientenzimmer“ erklärt Susanne Binder, Fachpflegekraft für OP-Pflege.
 
Herr Huber darf sich nach seinem Eingriff rund 30 Minuten lang im Aufwachraum von seinem Eingriff erholen. Dort werden seine Vitalwerte kontrolliert. Sobald seine Atmung sicher, der Kreislauf stabil, die Schmerzen im unteren Bereich und die letzte Opiatgabe mindestens 30 Minuten her ist und er adäquat reagiert, wird er von einer Pflegekraft der Chirurgie abgeholt werden. Doch vorher darf er sich noch über ein Fruchtwassereis in Bioqualität freuen, denn das erhalten in Blaubeuren alle Patienten im Aufwachraum. Dr. Winter erklärt das so: „Studien zeigen, dass sich damit die nach einer Operation häufig anzutreffende Übelkeit reduzieren lässt und Beschwerden, die von der Beatmung ausgelöst werden, gemildert werden können.“